Di, 24. August
Heute morgen noch mitten in der Nacht sind Theresa und ich sicher am Flughafen in Delhi gelandet. Da es draußen noch dunkel war, wussten wir nicht so richtig, wohin mit uns. In die Stadt wollten wir nicht, bei Nacht trauten wir uns nicht, in ein Taxi zu steigen, denn darüber hatten wir nichts Gutes gelesen. Also beschlossen wir nach längerem Überlegen, uns auf die Bänke in der Ankunftshalle des Flughafens zu legen. Ausgestattet mit der Schlafbrille, die uns Turkish Airlines geschenkt hat, haben wir uns dort also noch bis ca. 7 Uhr die Zeit vertrieben. Nach einer kleinen Kaffeestärkung ging es dann zum Prepaid-Taxistand, um uns ein Taxi zu der gewünschten Hotelgegend zu bestellen. Als wir aus dem Flughafen raus sind, hat es dann erstmal voll geregnet. Dann sind wir ins Prepaidtaxi eingestiegen. Mein Gefühl war nicht gut, erst recht nicht, als ich live gesehen und gefühlt habe, wie es auf den indischen Straßen wirklich zugeht. Außerdem hatte der Fahrer nicht so wirklich einen Plan davon, wo unser gewünschtes Hostel liegen sollte und fragte sich durch.
So nahm das ganze seinen Lauf und jeder rang um unsere Aufmerksamkeit bzw. für seinen Tipp um ein bisschen Geld. Apropos Geld, das hatte ich bis dahin leider auch noch nicht, weil die Automaten am Flughafen nicht funktionierten. Theresa hat aber zum Glück Dollar in bar dabei gehabt, die wir tauschen konnten.
Naja, weiter mit der Taxistory: Irgendwann haben wir gesagt, dass wir aussteigen möchten, um uns dann selbst auf die Suche nach dem Hostel zu machen.
Die Straße, in der wir uns befanden, war zwar die richtige, aber ein einziger Schock: Dreck, Schlamm, Smog, gaffende plappernde Männer wo man nur hinsah. Ich war einfach nur genervt und nervös. Sollte DAS wirklich Incredible India sein?
Während wir so planlos durch die Straße liefen, sahen wir einen anderen Touri (ich glaube er war Russe), der uns zwei Hostels empfahl und ein Stück mit uns mitlief. So standen wir dann letztendlich im Hotel Krishnak. Wir waren mit dem gezeigten Zimmer zufrieden, also checkten wir ein. Ich hab mich dann erstmal aufs Bett gelegt und plötzlich hab ich auf einen Schlag gemerkt, wie schwach mein Kreislauf war und wie schwach mein Nervensystem – ich war total angespannt. Ich hatte das Gefühl, gar keine Kraft mehr zu haben. Wie sollte ich hier 2 Wochen überleben?!
Theresa regelte dann den Check-in, ich warf mir einen Müsliriegel ein und lag schwach im Bett. Letztendlich dösten wir beide so bis 12 Uhr oder so und dann ging es mir auch wieder besser. Der erste große Schock war überwunden.
Dann machten wir uns raus, um was zu essen und nach Zügen für unsere weitere Route zu schauen und so weiter. Die Straße war dann schon ganz anders. Viel mehr Menschen unterwegs, wir fühlten uns nicht mehr als die einzigen Touristen und Frauen und uns wurde nicht mehr so viel Beachtung geschenkt wie am Morgen – jetzt stand der Markthandel im Vordergrund.
Unser Weg führte uns dann zum Tourist Office. Doof nur, dass uns jeder etwas anderes erzählte, wo sich das richtige, offizielle befinden sollte. So irrten wir in der Gegend herum und wurden natürlich wieder und wieder angequatscht. Im Mc Donalds wurden wir dann erlöst: Unser Tischnachbar quatschte uns an und erklärte uns, wo wir die wirklichen Zugtickets herbekommen würden. Ein echter Segen, denn so fanden wir heraus, dass wir vorher dort schon vorbeigelaufen waren.
In der Zwischenzeit haben wir uns dann fast noch von einem vermeintlichen Tourist Office Typen verarschen lassen – zum Glück wurde er so aggressiv, als wir ein bisschen ungläubig wurden und verriet dadurch seine Nepper-Schlepper-Tour.
Im echten Zugticketbüro an der Railway Station buchten wir dann endlich (!) die ersehnten Tickets für unsere Rajasthan-Tour (66 € pro Person für fünf unterschiedliche Zugfahrten). Ein unschlagbarer Preis! Wir werden auch in den “Genuss” kommen, mal alle verschiedenen Klassen (First, second, third, mit AC/ohne AC, Sleeper Class) fahren zu dürfen. Dann können wir bestens vergleichen.
Nachdem wir die Tickets hatten, fuhren wir noch mit ner Autorikscha zur Nepal Embassy, die zwar leider zu hatte, aber seitdem ging es mir wieder richtig gut – es muss an der Aussicht gelegen haben, morgen aus dem krassen Delhi schon wieder rausfahren zu dürfen
Wir bummelten dann noch ein bisschen rum und gingen schließlich auf Empfehlung des lonely planets hin in ein Restaurant zum Abendessen. Dort wurden wir sehr freundlich bedient und auch das Essen stimmte – und natürlich auch wieder der Preis, so günstig kann man nicht mal im Emaille essen *g*
Wieder zuhause im Hotel setzten wir uns auf die wunderbare Dachterasse, die uns in warmem Nachtlicht empfang. Dort oben wurden wir schließlich von ein paar Rajasthanis überrascht, die uns eine kostenlose Kamasutra-Einführung lieferten. Nicht falsch verstehen, es wurde lediglich mit einem Puppenspiel mit Puppen am Faden nachgeahmt. Das war sehr lustig. Außerdem haben wir gesehen, wie man ganz schnell einen Turban drehen kann, den manche Männer auf dem Kopf tragen. Es war also noch ein Supertag, der eindeutig besser aufgehört hat, als er anfing.
![Wunderschönes Abendrot über dem Chaos von Delhis Main Bazar](http://farm5.static.flickr.com/4026/5131251365_79884fc16f.jpg)
Wunderschönes Abendrot über dem Chaos von Delhis Main Bazar