30. August
In Jodhpur hat es mir auf den ersten Blick sehr gut gefallen! Die Deutschen, die wir in Pushkar getroffen haben, hatten Recht damit, als sie sagten, Jodhpur sei eine positive Überraschung. Es war irgendwie ruhiger und kleiner. Vielleicht trug zu diesem Gefühl aber auch das kleine süße Familienhostel bei, in dem wir wohnten. Der Rikscha-Fahrer, der uns dort hin brachte, war zur Abwechslung mal angenehm schüchtern und quatschte uns nicht voll. Gut war auch, dass wir nur 225 Rs fürs Zimmer gezahlt haben – echt spottbillig. Einziges Manko war, dass es einfach sauheiß dort drin war. Naja, was hält man nicht alles aus, wenn man Geld sparen möchte.
Jodhpur heißt ja die “Blaue Stadt” und ich habe auch von der Dachterrasse des Hotels sowie vom Fort aus tolle Fotos gemacht, die das beweisen.
Das Fort ist auch das Schönste von denen, die wir bisher gesehen haben und es gab sogar eine deutsche Audiotour, die uns durch die 33 Stationen führte. Auffallend war, dass wir als europäische Tourist dort mal in der Minderheit waren – es waren noch viel mehr indische Touristen da.
In der Stadt sind wir der Empfehlung des Lonely Planets gefolgt und haben die angeblich besten Lassis der Stadt getrunken. Der Laden war faszinierend! Es gab keine Karte, nach dem Hinsetzen wurde man sofort bedient. Die Frage der Bedienung drehte sich nicht ums “Was?” sondern nur um “Wieviele?” Lassis man haben wollte. Sofort kam der Mann wieder zurück und teilte zig Lassis in der Kneipe aus, jede Person bekam einen. Jeder Inder sogar ganz ungefragt. Es war einfach klar, warum jeder in dem Laden drin saß, warum also noch groß drum herum reden?! Das war Arbeit im Akkord. Unglaublich, so eine schnelle Bedienung hatten wir noch nie erlebt! Beim Rausgehen an der Kasse hing es dann auch nur wieder um die Frage “wieviele?” Lassis man gehabt hatte und die zahlte man dann (pro Lassi 20 Rupien, das sind ungefährt 30 Cent).
Danach sind wir dann raus zu einem Laden am Straßenrand und haben dort wieder Pause gemacht und eiskaltes Wasser getrunken (so lange hält es sich bei den Temperaturen ja nicht kühl – also muss man den Moment mit der frischen Flasche nutzen *g*)
Außerdem schwitzt man so viel und weiß gar nicht, wie man all die verlorenen Mineralien wieder aufnehmen soll – das Wasser hier enthält diesbezüglich nämlich so gut wie nichts. Oftmals versuchen wir das dann mit einem frisch gepressten O-Saft zu kompensieren, hauptsache, man trinkt mal wieder was mit Geschmack.
Jedenfalls saßen wir dann da bei dem Laden und dann kommt plötzlich ein kleiner indischer Junge zu uns und fängt an, mit uns zu plaudern. Er kommt mir irgendwie sehr schlau vor, ich war echt beeindruckt von ihm. Später versuchte er, Werbung für den Gewürzshop seiner Familie zu machen, in dem ich später sogar noch Gewürze und Tee gekauft habe. Ich freute mich noch, dass es sogar der Laden sein muss, der im Lonely Planet empfohlen wurde, ich dachte, ich hätte eine Win-Win-Situation gehabt: Dem Jungen geholfen und selbst im besten Laden der Stadt gekauft. Aber beim Rausgehen entdecke ich direkt daneben den “MV Spikes” – und ich war nur im “MM Spikes” – ein typischer Trick mit der minimalen Namensänderung, auf den ich jetzt auch mal hereingefallen bin. Tja, irgendwann ist immer das erste Mal….

Wir durften allerdings auch in diesem Laden viele Tees probieren und Gewürze riechen, außerdem bekamen wir die Verfärbung von angeblich echtem und unechtem Safran auf Papier vorgeführt – fragt mich jetzt aber bitte nicht mehr nach dem Ergebnis – ich hab’s vergessen.
Was mir in Jodhpur sonst noch auffiel, sind die vielen Schuhe, die irgendwo auf dem Boden in den Straßen liegen. Irgendwie seltsam. Manche Leute können sich keine leisten oder tragen keine und wiederum andere verlieren sie nachlässig und dann liegen sie – nicht selten auch als Paar – einfach so im Matsch rum.
Apropos Matsch: Meine Fotos enthalten überwiegend keine Matsch-Ansichten, natürlich will man auch hier nur das möglichst Schöne vor die Linse bekommen. Aber es ist unglaublich, wie dreckig es hier oftmals ist! Die Mischung aus Dreck, Gestank und angenehmen Gewürzduft könnte kein Foto widerspiegeln. Man muss einfach hier gewesen sein, das selbst erlebt haben – es ist unbeschreiblich!